Es reicht nicht aus, nur auf das Licht zu starren, sondern wir müssen auch in der Dunkelheit suchen. Bewundern, was übrig geblieben ist, aber auch vorstellen, was verloren gegangen ist und was sich hinter der Oberfläche der Dinge verbirgt. Sicherlich sind die großen Tempel und Meisterwerke der Architektur das, was immer die Aufmerksamkeit der Menschen auf sich gezogen hat und die Tourismusbranche angeheizt hat. Aber es gibt auch andere Orte, weniger glamourös, Plätze, an denen sich früher Menschenmengen (Herren und Sklaven) versammelten, und Arkaden, die von den Stimmen der Händler und kleinen Händler widerhallten. Dort bewegen sich heute die wenigen entschlossenen Spaziergänger lautlos, bereit, sich den kleineren Geheimnissen der Fundamente, der Entwässerungstechnik, der Raffinesse der "kleinen" Stadtplanung zu stellen.
... Doch wir alle würden gerne heimlich einen Blick in einen Riss in der Geschichte werfen, auf das alte Abenteuer mit den vom Meer gezeichneten Galeeren, Kutschen, Maultieren, Koffern, Uniformen, glänzenden Bronzewerkzeugen, Staffeleien, Malern, Kartografen, Dieben, misstrauischen Dienern, autodidaktischen Archäologen, einfallsreichen Schriftstellern, Konsuln, Agenten und Boten, den verrückten Mönch, der die Tür öffnete, den Dorfbewohner, der die Hand der Aphrodite versteckte, und den törichten Schlosswächter, der alle Schlüssel ins Meer warf.

"Phaistos ist ein magischer Ort, offen, frei, beeindruckend mit einer melancholischen Ruhe und vor allem vertraut. Knossos hingegen, als der berühmteste, ist in den parallelen Kreisen mehrerer Erzählungen und interpretativer Zwänge gefangen, denen ein globaler Projektor ständig ausgesetzt ist, der versucht, alle Wahrheiten zu sehen, diejenigen, die hinter dem Make-up der umstrittenen Restaurierung von Evans verborgen sind, und diejenigen, die noch unter der Erde liegen und neue Enthüllungen versprechen...
Phaistos schaut auf das Meer, ein Meer, das so nah ist, dass man manchmal das Salz und den rhythmischen Klang der Wellen auf der Haut spürt, ein Meer, das auch so fern ist wie die gelbe Küste von Libyen hinter den vereinzelten Palmen, die zwischen den Feldern sprießen. Hier ist die Grenze zu Europa, aber Phaistos schaut nach Afrika, auf der Suche nach dem Nil mit seinen Papyri und seinen geheimen Quellen, auf der Suche nach den blauen Affen und den Greifen, von denen die einfallsreichen Seeleute berichten, auf der Suche nach Aphrodite, die gelegentlich nackt, unschuldig und ahnungslos auf dem Rücken von Delfinen, Seeleuten und Muscheln auftaucht".
H.E.